Lebensinhalt Tierpension

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Rosemarie Stocksieker und Gabriele Fox zusammen mit Sammy, Zoran und Änna (v.l.)

Praest. Rosemarie Stocksieker und Gabriele Fox kümmern sich um Lumpi und Co., wenn Frauchen und Herrchen im Urlaub sind.

Genüsslich wälzt sich Zoran im Dreck. Mit einem zufriedenen Grunzen schrubbelt er sich den Rücken auf der Wiese, hält nur inne, um sich den nackten Bauch kraulen und die feuchte Nase von der Sonne kitzeln zu lassen. Andere Zeitgenossen lägen jetzt vielleicht einsam und mit traurigem Hundeblick auf der Couch. Nicht so Zoran. Und das, obwohl Frauchen tagsüber nicht bei ihm, sondern im Büro ist. Zusammen mit Terrier-Kumpel Sammy und bester Freundin Änna verbringt er seine Tage in der Tierpension von Rosemarie Stocksieker und Gabriele Fox.

Dort herrscht momentan ferienbedingter Hochbetrieb. Neben der Dreierbande um den sieben Monate alte Golden Retriever weilen weitere 25 Hunde sowie drei Katzen auf dem Praester Hof. Während Frauchen und Herrchen im fernen Spanien am Strand spazieren oder in den österreichischen Alpen kraxeln, sorgen Rosemarie Stocksieker und Gabriele Fox für Schnuffel, Lumpi und Co.

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Neues Zuhause am Niederrhein
Seit 1996 betreiben die Freundinnen die Pension nun schon. Dabei kommen sie beruflich aus einer eher untierischen Ecke: Gabriele Fox hatte ein eigenes Reisebüro, die gelernte Schneiderin Rosemarie Stocksieker verdiente zuletzt ihr Geld in der Altenpflege. Hunde haben aber immer schon eine große Rolle im Leben der beiden gebürtigen Mainzerinnen gespielt. 20 Jahre lang war Stock­sieker im Hundesportverein aktiv, sieben Jahre in einer Hundeschule. Seit 2008 züchtet sie zudem Bearded Collies.

Als sie dann von dem leer stehenden Hof – Vormieter war das Emmericher Tierheim – hörten, gaben sie ihre Berufe auf und zogen an den Niederrhein. An der Wiesenstraße in Praest fanden die beiden ein neues Zuhause für sich, ihre vierköpfige Bearded-Collie-Teufelsbande und die Pflege-Tiere.

Reich werden sie mit ihrer Arbeit nicht, aber „darum geht’s auch nicht“, sagen die Pensions-Betreiberinnen wie aus einem Mund. „Wenn man etwas aus Liebe tut, ist das Geld zweitrangig“, erklärt Rosemarie Stocksieker. „Dafür geben einem die Tiere so viel zurück.“ Zum Beispiel einen Schlabberkuss vom zotteligen Oskar, der ausgelassen auf einer der vier Freilauf-Wiesen tobt. Gabriele Fox und Rosemarie Stocksieker freuen sich aber auch über die entspannte Tibet-Terrier-Hündin Leni, die zuvor noch etwas ängstlich durch den liebevoll dekorierten Kiesgarten gestolpert war, jetzt aber ausgelassen durch die Gegend schlawinert.

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Fingerspitzengefühl gefragt
„Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst“, sagen die Pensionsbetreiberinnen. Vor allem bei älteren Menschen sei das Tier oft der Lebensmittelpunkt, dementsprechend viel Fürsorge wollen sie in die Pflege der Hunde und Katzen legen. Besonders wichtig sei dies bei Tieren, die aus einem Notfall heraus in die Pension kämen, erklärt Stocksieker, etwa wenn die Besitzer erkranken. Und wenn Tiere es nicht gewohnt seien, ab und an von Herrchen oder Frauchen getrennt zu sein, sei es oft schwierig. „Da ist Fingerspitzengefühl gefragt.“

Auch für solche Fälle sind die Freundinnen 24 Stunden am Tag im Einsatz. Ist das nicht furchtbar stressig? Ja, aber missen wollen sie ihre Arbeit nicht. „Freiwillig geben wir unseren Lebensinhalt nicht mehr her.“
– Nadine Gewehr / Quelle NRZ
– Fotos : Johannes Kruck / WAZ-Pool